Oppositionsreflex

Der Anschalter

Im Titelbild zum folgenden Beitrag kannst du wunderbar erkennen, worum es beim Oppositionsreflex geht, welcher sich mit wenigen Worten zusammenfassen lässt:

 – Zug erzeugt Gegenzug; Druck erzeugt Gegendruck –

Was passiert da?

Dieser Reflex lässt sich wie eine Umkehrpsychologie erklären, wobei das Verwehren ein Begehren fördert. Je mehr du deinen Hund zu dir ziehst, desto mehr wird er sich von dir entfernen wollen und andersherum- je mehr du ihn von dir wegschiebst, umso näher möchte er zu dir. Dagegen kann der Hund sich nicht aktiv wehren, da dies reflexartig geschieht und somit unterbewusst gesteuert wird. Es handelt sich um eine unwillkürliche, rasche und stets gleiche Reaktion deines Hundes auf einen bestimmten Reiz.

Das Tänzchen an der Leine

Beim Dauerbrennerthema Leinenführigkeit wird häufig empfohlen den Hund zurückzuziehen. Wie bereits beschrieben, wird dich das einem entspannten, gemeinsamen Gang an der Leine nicht näher bringen, denn meist tritt genau das Gegenteil ein. Der Hund zieht noch heftiger, je kräftiger du auf das Halsband oder Geschirr einwirkst. Schnell tritt dann eine Gewöhnung oder Desensibilisierung ein, wobei der Hund den unangenehmen Dauerzug an seinem Hals als normal empfindet und ein Teufelskreislauf beginnt.

In diesem Fall argumentierst du deinem Hund gegenüber rein aus deiner körperlichen Überlegenheit, bist nur in der Verhinderung und im Dagegen. Dabei sollte gerade die Leinenführigkeit eine Gemeinsamkeit darstellen: Eine harmonische, wechselseitige Orientierung von Mensch und Hund. Aus meiner Sicht ist es jetzt unsere Pflicht, diesen Oppositionsreflex umzukehren und den Hund nicht mehr in diesen Zug von uns weg kommen zu lassen.

Ausbildungshilfe

Die Kenntnis und das Verständnis zum Oppositionsreflex wird dich in die Lage versetzen, deinem Hund bestimmte Ausbildungsschritte mit Hilfe dessen eindeutig zu vermitteln. Möchtest du einen Hund, der sich schnell von dir löst, dann halte ihn zurück. Möchtest du einen Hund, der eng bei dir bleibt, dann drücke ihn von dir weg.

Zurück zur Ruhe

Auch bei Begegnungen mit Artgenossen und der oft beschriebenen Leinenaggression kannst du sehr gut erkennen, dass dieser Zug am Hals deinen Hund förmlich anschaltet. Es ist eine der schwierigsten Veränderungen für uns Hundehalter ein Verständnis dafür zu entwickeln und das auch über eine ganz klare Handlung zu eliminieren. Oft gesellt sich zum Einsatz der beschriebenen körperlichen Überlegenheit (dem Zug an der Leine) auch noch Angst und Hilflosigkeit. Die Leine wird fester und fester; kürzer und kürzer genommen und der Hund immer verrückter und somit unterbewusst motiviert auf alles im Raum vor ihm aggressiv zu reagieren. Entfällt der Zug, kehrt schnell Ruhe ein.

Solche Szenarien erleben viele Hundehalter täglich. Benimmt sich der Hund an der Leine bei Sichtung von Artgenossen wie ein Verrückter, verhält er sich hingegen ohne Zug am Hals ganz entspannt und respektvoll.

 Fazit

Gerade in solch verfahrenen Situationen musst du dich noch mehr als Mittelpunkt für deinen Hund  etablieren um diesen Reflex zu entlasten. Dazu benötigst du im ersten Schritt das Verständnis über diese Vorgänge und im zweiten eine ganz neue Handlungsstruktur. Dabei ist es hilfreich, wenn du dich in solchen Situationen in Zeitlupe filmen lässt. Jetzt wird  dein Verhalten und die Reaktion deines Hundes darauf für dich erst erkennbar.

Bei der gemeinsamen Erarbeitung neuer Handlungsabläufe begleite ich dich gern Schritt für Schritt bis zum neuen Zielverhalten.

Herzliche Grüße, Kai

„Damit Mensch und Hund sich verstehen“