🐾 Das große Märchen vom „Ruhetraining“
…und was stattdessen wirklich hilft
Ruhe – dieses Wort klingt so schön. So einfach. So verlockend. Und spätestens wenn dein Hund zum dritten Mal wie ein Flummi durch die Wohnung hüpft, weil irgendwo ein Eichhörnchen geniest hat, wünschst du dir genau das: Ruhe. 🧘♀️
Also was liegt näher, als „Ruhetraining“? Hund auf die Decke, Timer an, Leckerli daneben – läuft, oder?
Tja. Leider nein. Denn so funktioniert echte Ruhe nicht.
🎭 Warum „Ruhetraining“ meist Theater ist
Viele Trainingsmethoden versprechen, deinem Hund Ruhe beizubringen. Aber was passiert da in Wirklichkeit?
Oft lernt der Hund:
👉 „Wenn ich mich möglichst wenig bewege, kriege ich ein Leckerli.“
👉 „Ich soll tun, als wäre ich ruhig – auch wenn ich innerlich brodle.“
👉 „Wenn der Timer klingelt, darf ich endlich wieder loslegen.“
Das ist keine Ruhe. Das ist Selbstkontrolle auf Knopfdruck – oft begleitet von innerem Stress.
📌 Denn echte Ruhe ist kein Verhalten, das wir „trainieren“ können. Echte Ruhe ist ein Zustand. Ein Gefühl. Und das entsteht nicht auf Signal – sondern aus Sicherheit, Vorhersehbarkeit und einem stabilen inneren System.
🧠 Die Wissenschaft sagt:
Verhaltensbiologische Studien unterstützen genau diese Sichtweise. Hier einige Beispiele:
• 📚 Beerda et al. (1997): Zeigten, dass Hunde besonders dann Stressreaktionen zeigen (Cortisolanstieg, erhöhte Herzfrequenz), wenn sie keine Kontrolle über Reize haben – nicht unbedingt, wenn der Reiz selbst stark ist.
• 📚 Hubrecht (2002): Belegt, dass strukturierte Umgebungen und regelmäßige Rituale entscheidend zur Entspannung beitragen.
• 📚 Schöning (2017): Zeigt, dass Entspannung und Verhalten nicht identisch sind. Der Hund kann ruhig wirken – ohne es zu sein.
Sprich:
👉 Ein Hund, der „ruhig liegt“, ist nicht automatisch entspannt.
👉 Ein Hund, der sich vertraut fühlt, kann entspannen – und das sogar mitten im Trubel.
✅ Was wirklich hilft
Ruhe entsteht nicht durch Training – sondern durch Beziehung, Struktur und Vertrauen. Hier sind 5 Dinge, die deinem Hund wirklich helfen, in die Ruhe zu kommen:
1. Planbarkeit und Rituale:
Gleiche Abläufe. Klarer Tagesrahmen. Feste Ruhezeiten. Das schafft Sicherheit.
2. Verlässliche Führung:
Wer führt, nimmt Last ab. Wenn du Entscheidungen übernimmst, darf dein Hund loslassen.
3. Körpersprachliche Klarheit:
Ein Hund orientiert sich an deiner Haltung. Bist du hektisch, wird er’s auch. Bist du klar, wird er folgen.
4. Freie Zeiten – und klare Grenzen:
Der Hund braucht Zeiten, in denen er Hund sein darf. Aber auch Phasen, in denen er sich einordnet. Diese Wechsel helfen beim Regulieren.
5. Orientierung statt Unterdrückung:
Ruhe kommt nicht aus Zwang. Sie kommt aus Vertrauen in dich.
💬 Was du daraus mitnehmen darfst
Wenn du dir einen ruhigen, gelassenen Hund wünschst, dann fang nicht bei der Übung an. Sondern bei dir.
Frag dich:
• Bin ich klar in meinen Ansagen?
• Habe ich einen strukturierten Tagesrahmen?
• Gebe ich meinem Hund die Verantwortung zurück, wenn er sie trägt – und nehme sie ihm ab, wenn’s notwendig ist?
Denn Ruhe ist keine Technik. Sie ist das Ergebnis eines guten Rahmens. Und einer ehrlichen Verbindung zwischen dir und deinem Hund. 🤝
Zum Schluss mit einem Augenzwinkern 😉
Ruhetraining? Vielleicht nicht Märchenstunde, aber doch ein Kapitel aus Grimms Hundeleben.
Wenn du deinem Hund echte Ruhe schenken willst, gib ihm nicht das Kommando „Ruhe“. Gib ihm eine Führung, die Vertrauen schafft. Und gib dir selbst die Ruhe, nicht immer sofort alles lösen zu müssen.
Denn wie bei uns Menschen gilt:
🧘♂️ Manchmal entsteht Ruhe einfach dadurch, dass man weiß: „Ich muss gerade nichts tun – ich darf einfach sein.“
Herzliche Grüße dein Kai mit i und die ganze Hundebande 🐶
„Damit Mensch und Hund sich verstehen“