Hilfsmittel in der Hundeerziehung

Die Wunderwaffen

Welche Hilfsmittel sind in der Hundeerziehung sinnvoll?

Wenn Hunde Fehlverhalten zeigen, wird schnell in die Trickkiste mit den kleinen Helferlein gegriffen. Der Markt dafür ist groß und so gibt es für jede Auffälligkeit eine technische Lösung, die „sofortige Linderung“ verspricht.

Der Fluch der Leine

Aus meiner Sicht ist dieser Weg nicht zielführend, denn er wird dich in der Beziehung zu deinem Hund nicht nachhaltig unterstützen können. Beziehung ist gleich Kommunikation und diese sollte nur auf direktem Weg von Mensch zu Hund stattfinden. Schon das meist benutzte Hilfsmittel, die Leine, wird so schnell zum Fluch: Kommunikation findet dann oft nicht mehr statt, stattdessen wird nur noch aus der Hilflosigkeit heraus mit Begrenzung argumentiert. Das erzeugt Spannung in der Beziehung, die sich sofort auch in der gespannten Leine zeigt. Aber gerade diese Leine muss dem Hund Sicherheit bieten, ist er durch sie doch in seinen Handlungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Keine seiner Karten, Flucht – Angriff – Unterwürfigkeit, kann er vollumfänglich ausspielen – er ist auf deine sichere und kompetente Führung angewiesen.

Ist es das, was du wirklich willst?

Weiterhin erkennt dein Hund alle Hilfsmittel sehr schnell als klassische Elemente, was bedeutet: Fehlt das Element, ändert sich das Verhalten. Werden diese Elemente gegen deinen Willen empfohlen bzw. bei deinem Hund eingesetzt, stell dir einfach einmal die Frage: Wie fühle ich mich damit?

Gerade weil der Einsatz dieser Hilfsmittel dem Menschen häufig Unbehagen bereitet, erlebe ich oft, dass sie halbherzig eingesetzt werden. Die Wirkung des Hilfsmittels verpufft und verbrennt dann von Einsatz zu Einsatz immer mehr – bis zur völligen Bedeutungslosigkeit.

Viel mehr im Vordergrund sollten daher das Verstehen der Motivprogramme deines Hundes sowie das Begreifen der lerntheoretischen Zusammenhänge stehen. Im Zusammenspiel mit deiner ganz klaren Zieldefinition (Was willst du genau?) kann dadurch in einem Veränderungsprozess in eine neue Beziehung eingetaucht werden, die auch längerfristig Bestand hat. Wenn du dir darüber bewusst bist, WAS du tust, kannst du das sehr gut mit deinem individuellen WIE ausfüllen und damit zielgerichtet mit deinem Hund in Interaktion treten.

Du bist der Mittelpunkt

Meiner Meinung nach stören in der Erziehung Hilfsmittel mehr als sie nützen. Ein guter Hundeführer sollte Vertrauensperson sein und nicht die Rolle eines erdrückenden Diktators einnehmen. Sichere Führung heißt, Verantwortung zum Wohle deines Hundes zu übernehmen – gib diese Verantwortung nicht an kleine technische Helferlein ab. Es gibt keine Tricks und Kniffe, mit denen du deinen Hund durch unsere Welt führen kannst. Letzteres aber ist dein „Job“ und es gibt wirklich nur einen, der diese Aufgabe übernehmen kann, – und das bist du. Du bist der Mittelpunkt im Leben deines Hundes. Mit diesem gestärkten Bewusstsein kannst du zum verlässlichen Partner für deinen Hund werden.

Ausbildungshilfen haben gute Leitfunktionen

Im Bereich der Ausbildung hingegen finde ich geschickt eingesetzte Hilfsmittel wunderbar und hilfreich, damit der Hund konfliktfrei neue Bewegungsabfolgen erlernen kann. Doch auch hier gilt es, den Einsatz mit Bedacht zu planen, denn das Ziel ist oft, später das Hilfsmittelchen wieder abzubauen bzw. weglassen zu können. Das erfordert bereits im Vorfeld eine gute Planung und viel Sachverstand. Das Weglassen des erhobenen Zeigefingers im Zusammenhang mit dem Signal zum Hinsetzen ist ein Beispiel für ein Hilfsmittel, dessen Einsatz gut durchdacht sein muss. Fehlt die gute Planung und der Fingerzeig wird weggelassen, ist das Resultat absehbar: Der Hund wird sich nicht mehr hinsetzen.

Fazit

Hilfsmittel in der Erziehung sollten so selten wie möglich eingesetzt werden. Aber der Einsatz zur kurzfristigen Stärkung deiner Person bei völlig aus dem Ruder gelaufenem Verhalten kann hilfreich sein, wenn das deinem Naturell wirklich entspricht und du damit für deinen Hund wieder sichtbar bzw. wahrnehmbar wirst. Der Einsatz sollte dich als Person unterstützen und es dir ermöglichen, wieder Beziehungsarbeit mit deinem Hund beginnen zu können.

Ein guter Hundeführer führt „nackt“ (das bedeutet ohne Hilfsmitel), ist immer besser als sein Hund und seine Hilfsmittel sind Herz und Verstand, dazu eine Leine, die gut in der Hand liegt und schnell in der Tasche verstaut ist, sowie ein gut sitzendes Halsband aus Leder mit Schnalle. Das reicht, aus meiner Sicht, völlig aus – und du hast all diese Dinge immer dabei, wenn du mit deinem Hund unterwegs bist. Du bist immer bei dir und bei deinem Hund – ein schönes Bild.

Herzliche Grüße, dein Kai

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